Die Bildungsanstalt Jaques-Dalcroze | Lehrmethode
Im Mittelpunkt der Methode von Jaques-Dalcroze stand seine Überzeugung, dass jede menschliche Empfindung einen Gestus, auch als Gebärde bezeichnet, hervorbringt. Vermittelnder Faktor für den Menschen ist dabei die Musik, die Körper und Emotion aufeinander abstimmt. Das Ziel künstlerischer Prozesse in der Rhythmik ist es, die Elemente Raum, Zeit und Kraft (also den eigenen Körper) so koordinieren zu können, dass die Musik in Bewegung und die Bewegung in Musik erfahrbar wird. Dies geschieht nicht mit den festen Bewegungselementen der klassischen Choreografie, sondern durch Improvisation und den individuellen Ausdruck des Gefühlten.
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Erste Doppelseite des nebenstehenden Briefes.
Quelle: Bildarchiv Dr. Bern Carrière.
„Beantwortung des Reizes Hören durch Bewegung“
Der Geist, der von der Bildungsanstalt Jaques-Dalcroze ausging, zog in den Jahren bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges mehr als fünfhundert Schüler und vor allem Schülerinnen aus dem In- und Ausland in den Unterricht in rhythmischer Gymnastik.
Im Mittelpunkt der Methode von Jaques-Dalcrozes stand seine Überzeugung, dass jede menschliche Empfindung einen Gestus, auch als Gebärde bezeichnet, hervorbringt. Jaques-Dalcroze wollte keine Geschichten erzählen, wie das im klassischen Tanz der Fall war, sondern Empfindungen darstellen. Vermittelnder Faktor für den Menschen ist dabei die Musik, die Körper und Emotion aufeinander abstimmt. Musik, Sprache und Bewegung hängen eng miteinander zusammen, weil sie aus vergleichbaren Strukturen von Rhythmus, Artikulation, Dynamik und Dreidimensionalität bestehen. George Bernhard Shaw sagte dazu: „In Hellerau lehrte man das Alphabet und die Grammatik der Bewegung“. Über die „Beantwortung des Reizes Hören durch Bewegung“ lernen die Beteiligten, spontan auf Signale der Musik zu reagieren. Das Ziel künstlerischer Prozesse in der Rhythmik ist es, die für jede Bewegung notwendigen Elemente Raum, Zeit und Kraft (also den eigenen Körper) so koordinieren zu können, dass die Musik in Bewegung und die Bewegung in Musik erfahrbar wird. Dies geschieht nicht mit den festen Bewegungsformen der klassischen Choreografie, sondern durch Improvisation und den individuellen Ausdruck des Gefühlten.
„Der Unterricht in der Rhythmik will die Schüler dahin bringen, dass sie nach vollendeter Studienzeit sagen können – nicht mehr bloß: ‚ich weiß‘, sondern ‚ich empfinde‘.“ (Emile Jaques-Dalcroze)
So hat die relativ kurze Tätigkeit von Jaques-Dalcroze weniger zum modernen Stückrepertoire des modernen Tanzes beigetragen, als vielmehr eine Grundlage für den modernen Ausdruckstanz von z. B. Mary Wigman geschaffen, die dann ihr in Hellerau erlerntes Wissen an Gret Palucca weitergab. Auch die künstlerische Sportgymnastik verdankt Jaques-Dalcroze so manche Inspiration.
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Der 5/4-Takt in Kanonform. Bewegung der Hände in Kanonform nach dem 5/4-Takt mit mimischplastischem Ausdruck.
Quelle: Bildungsanstalt Jaques-Dalcroze (Hrsg.): Der Rhythmus. Ein Jahrbuch. I. Band, Jena: Eugen Diederichs 1911.
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Der 5/4-Takt in Kanonform. Bewegung der Hände in Kanonform nach dem 5/4-Takt mit mimischplastischem Ausdruck.
Quelle: Bildungsanstalt Jaques-Dalcroze (Hrsg.): Der Rhythmus. Ein Jahrbuch. I. Band, Jena: Eugen Diederichs 1911.
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Figurenfolge, Zeichnung von Hugo Böttinger, Dresden, 1913.
Quelle: Hans Brandenburg: Der moderne Tanz, Georg Müller Verlag A.G. München, 1921.
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Die Tänzerin Inga Jacobi. Nach ihrer Ausbildung in Hellerau kehrte sie 1912 zurück nach Norwegen und leitete viele Jahre eine Tanzschule in Oslo.
Quelle: Bildarchiv Dr. Bern Carrière.