Möbelproduktion und Gestaltungsprinzipien
Der Unternehmer Karl Schmidt war ebenso ehrgeizig wie experimentierfreudig und sein 1898 eröffnetes Unternehmen hatte schnell großen Erfolg. Karl Schmidt wollte moderne, funktions- und materialgerechte Möbel bauen, die trotzdem für jedermann erschwinglich waren. Schmidt sah die Lösung dafür in der Massenproduktion und der Vereinigung von Handwerk und Industrie. Mit dem Maschinenmöbelprogramm von 1904 präsentierte er die ersten serienmäßig hergestellten Einrichtungsgegenstände in Deutschland.
Visionärer Tischlermeister: Der Unternehmer Karl Schmidt
Im Jahr 1898 eröffnete der gelernte Tischler Karl Schmidt in Dresden sein Unternehmen unter dem Namen Bau-Möbelfabrik und Fabrik kunstgewerblicher Gegenstände. Der Kontakt zu profilierten Künstlern und Architekten, aber auch Geschäftspartnerschaften waren wichtige Voraussetzungen für den sich anbahnenden Erfolg. Das Unternehmen wuchs schnell und firmierte ab 1907 nach mehreren Umbenennungen und Zusammenschlüssen mit anderen Betrieben als Deutsche Werkstätten für Handwerkskunst. Als die bisherige Produktionsstätte an ihre Kapazitätsgrenzen gelangt war, suchte und fand Schmidt einen neuen Fabrikstandort – und die Geschichte der Gartenstadt Hellerau konnte beginnen. 1909 wurde der Grundstein für die Gartenstadt und den Fabrikbau gelegt und schon im Frühjahr 1910 begann mit nunmehr 450 Angestellten die Produktion in Hellerau. In der Stadt Dresden verblieben nur noch Ausstellungsräume.
Die Vereinigung von Handwerk und Industrie
Der Unternehmer Karl Schmidt war ebenso ehrgeizig wie experimentierfreudig. Seine Produkte sollten modern, funktions- und materialgerecht gestaltet sein, ohne dabei historische Formen zu kopieren. Seit 1902 arbeitete Schmidt mit dem Architekten Richard Riemerschmid zusammen. Beide standen dem Handwerk nahe und waren sich zugleich bewusst, dass der Maschine die Zukunft gehörte. Nur auf dem Wege der Massenproduktion schien es ihnen möglich, gute Formen in bezahlbare Produkte umzusetzen, sie sahen dies aber nicht als Gefahr, sondern als große Chance. Handwerk und Industrie, so ihre Vorstellung, mussten vereint werden. Dafür benötigte Schmidt nicht nur engagierte, sondern auch gebildete und handwerklich befähigte Mitarbeiter. Darum führte er Weiterbildungskurse, Mal- und Modellierstunden für seine Arbeiter ein. Später entstand hieraus die Gewerbliche Fachschule und Lehrwerkstätte der Deutschen Werkstätten Hellerau.
„Möbelstil aus dem Geist der Maschine“
In den Deutschen Werkstätten wurde der Bereich Maschinenarbeit zu einem tragenden Geschäftsbereich. Das Maschinenmöbelprogramm von 1904 war gleichermaßen erschwinglich und ästhetisch, denn hier fanden Industrie und Handwerk zu einer neuen, zeitgemäßen Form zusammen.
Die ersten Maschinenmöbel waren Massivholzmöbel aus typisierten Elementen, wobei Türen und Wände auf Rahmen und Füllungen gearbeitet waren. Sie waren einfach zu zerlegen und zusammenzusetzen, was raumsparenden Transport ermöglichte. Die Möbel kamen in drei preislich gestaffelten Ausführungen als „Dresdner Hausgerät“ in den Handel. Es wurde später zum „Deutschen Hausgerät“ erweitert, für das nicht weniger als zwanzig Designer arbeiteten.