Gebärdenfilme
2. Erste Jahre
Karl Schmidt brachte um 1900 die Gartenstadt und die Deutschen Werkstätten nach Hellerau.
Er wurde in Zschopau geboren und reiste nach seiner Ausbildung durch Europa. Dort sammelte er viele neue Ideen. Diese Ideen wollte er gemeinsam mit anderen in Dresden umsetzen. Er wollte, dass
- die Menschen besser wohnen,
- das Handwerk sich erneuert,
- Bildung für alle zugänglich ist,
- die Menschen besser miteinander leben und
- die Natur erhalten bleibt.
Mit 73 Jahren starb Karl Schmidt in Hellerau. Ohne ihn würde es die Stadt heute nicht geben.
2.1 Gartenstadt Hellerau
Bebauungsplan / Erschließung
Die 3. Kunstgewerbe-Ausstellung in Dresden war für Karl Schmidt und seine Möbel sehr erfolgreich. Danach wollte der Dresdner Möbel-Fabrikant seine Fabrik vergrößern. Neben der Fabrik wollte er für seine Arbeiter eine Wohnsiedlung bauen. Diese Siedlung sollte eine Gartenstadt sein. Einen Platz für die neue Fabrik und die Siedlung fand er in Hellerau. Er beauftragte den Architekten Richard Riemerschmid mit dem Plan für den Bau.
Riemerschmid entwarf die neue Fabrik in der Form einer Schraubzwinge. Zusätzlich gab es Wohngebäude und Gemeinschaftseinrichtungen. Alles zusammen ist sehr grün, so wie Ebenezer Howard es sich für eine Gartenstadt ausgedacht hat. 1902 wurde in Deutschland die Deutsche Gartenstadt-Gesellschaft gegründet. So wurde die Idee von Ebenezer Howard auch hier bekannt.
Die ersten Häuser der Wohnhaussiedlung
In der Siedlung sollte es verschiedene Arten von Gebäuden geben. Menschen mit wenig Geld konnten kleine Häuser günstig mieten. Menschen mit mehr Geld konnten größere Häuser kaufen. Mit dem Geld aus dem Verkauf baute man die großen und die kleinen Häuser. Dadurch sollten Menschen mit viel Geld und Menschen mit wenig Geld zusammenleben. An diese Dinge musste gedacht werden:
- das Gelände musste für den Bau vorbereitet werden,
- der öffentliche Verkehr nach Dresden musste geplant werden,
- die Versorgung mit allen Dingen des täglichen Bedarfs der neuen Bewohnerinnen und Bewohner musste vorbereitet werden.
1908 begann der Bau der Gartenstadt. In 5 Jahren wurden fast 400 Häuser gebaut. Die Gartenstadt Hellerau hatte ihre besondere Gestalt angenommen.
Leben in Hellerau
In Hellerau gründeten sich viele Vereine mit den Ideen der Lebens-Reform-Bewegung. Ein Verein vertrat die Interessen der Bewohnerinnen und Bewohner bei der Gartenstadt-Gesellschaft. Die Gartenstadt-Gesellschaft verwaltete die Siedlung und kümmerte sich um die Versorgung der Menschen.
In der Gartenstadt Hellerau gab es von Beginn an auch erzieherische Angebote. Ein Tanzlehrer aus Genf, Emile Jacques-Dalcroze, gründete hier eine berühmte Tanzschule. Andere Angebote waren Schulen für Kunsthandwerk und Reform-Pädagogik.
2.2 Festspielhaus Hellerau
Die Bildungsanstalt Jaques-Dalcroze⎟ Bauliche Anlage
Heinrich Tessenow entwarf das Festspielhaus Hellerau. Es gilt heute als ein besonderes Gebäude der Moderne. Es hat große und klare Formen und Flächen. Der Saal hat keine Stützen. Die einzelnen Teile des Gebäudes sind so miteinander verbunden, dass ein Rhythmus entsteht.
Den Großen Saal hat der Schweizer Bühnengestalter Adolphe Appia eingerichtet. Appia wollte das Theater verändern und so ist auch der große Saal eine Neuheit in der Theatergeschichte. Die Bühne und der Zuschauerraum sind miteinander verbunden. Es gibt keine festen Einbauten. So kann die Bühne immer wieder anders genutzt werden.
Der georgische Maler und Bühnengestalter Alexander von Salzmann plante die Beleuchtung. Damit konnte/kann der ganze Saal ausgeleuchtet werden, ohne dass Bühne und Zuschauerraum getrennt werden.
Die Bildungsanstalt Jaques-Dalcroze | Festspiele
Der Tanzlehrer Emile Jacques-Dalcroze machte Hellerau zu einem Zentrum der europäischen Rhythmikbewegung. In der Rhythmik lernt man, sich mit seinem Körper auszudrücken. Das war zu dieser Zeit sehr beliebt. So wurde die Rhythmikbewegung in ganz Europa bekannt. Jedes Jahr kamen mehr Schülerinnen und Schüler aus Deutschland und dem Ausland an die Hellerauer Tanzschule. Bei den Festspielen im Sommer traten sie vor einem internationalen Publikum auf. Diese Festspiele waren sehr beliebt. Durch den 1. Weltkrieg endete die Arbeit der Tanzschule und Dalcroze verließ Hellerau.
Die Bildungsanstalt Jaques-Dalcroze / Lehrmethode
Jaques-Dalcroze hatte für seinen Unterricht viele Ideen: Er dachte, dass alles, was ein Mensch fühlt, auch sichtbar sein kann. Diese Gefühle können als Gebärde gezeigt werden. Dafür braucht man Musik, denn Musik verbindet Körper und Gefühl. Das Ziel der Rhythmik ist, den eigenen Körper gut zu kontrollieren. Dann kann man Musik und Bewegung miteinander verknüpfen.
2.3 Die Deutschen Werkstätten Hellerau
Möbelproduktion und Gestaltungsprinzipien
Der Unternehmer Karl Schmidt eröffnete vor rund 125 Jahren ein Unternehmen und war damit sehr erfolgreich. Er wollte Möbel bauen, die
- modern und nützlich sind,
- aus passendem Material bestehen und
- die sich alle Menschen leisten können.
Die Lösung war für ihn eine Produktion in Massen, bei der Industrie und Handwerk sich verbinden. 1904 stellte er die ersten Hellerauer Serien-Möbel vor.
Die Designerinnen der Deutschen Werkstätten Hellerau | Aufbruch
Frauen waren für Karl Schmidt in seinem Unternehmen sehr wichtig. Sie gestalteten
- Möbel,
- Einrichtungsgegenstände,
- Mode,
- Spielzeug,
- Kleidung und
- Tapeten.
Das war ein Aufbruch, denn zu dieser Zeit arbeiteten in diesen Bereichen sonst nur Männer. In den Deutschen Werkstätten arbeiteten über 50 Gestalterinnen. Zu den ersten gehörten Gertrud Kleinhempel, Margarete Junge und Marie von Geldern-Egmond. Ihre Entwürfe machten das noch junge Unternehmen mit erfolgreich.
Die Designerinnen der Deutschen Werkstätten Hellerau | Umbruch
Nach dem 1. Weltkrieg endete der Aufbruch für die Frauen. Sie wurden künstlerisch eher an den Rand gedrängt. Nur die Textilkunst blieb für sie.
Es gab eine hohe Nachfrage an modernen Stoffen für den alltäglichen Gebrauch. Die Deutschen Werkstätten gründeten ein Tochter-Unternehmen, die Deutsche Werkstätten Textil-Gesellschaft. Dort haben viele Frauen tolle Entwürfe für das Unternehmen angefertigt. Bis heute wird ihre Leistung aber kaum gewürdigt. Bis jetzt gab es dazu nur eine Ausstellung im Japanischen Palais.